Halten Sie – bzw. Ihre Kinder – es mit Albert Einstein, der Mathematik beschrieb als die Poesie der logischen Ideen und Gleichungen als ein Werk für die Ewigkeit? Oder sind Ihre vier Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Frustration und Kapitulation? Dyskalkulie ist eine Krankheit, so wie Legasthenie. Diese neurobiologisch bedingte Rechenschwäche ist aber selten, etwa drei bis sechs Prozent der Grundschüler sind betroffen. In den meisten Fällen macht eine normale Lernschwäche das Fach Mathematik zum Angstgegner. Mit ein paar Tricks lässt sich das Zahlenverständnis schärfen und sogar Freude an Mathe erzeugen.
Den Anschluss nicht verpassen
Das Problem in Mathe: Viele Lerninhalte bauen aufeinander auf. Statt Kopfrechnen benutzt man zwar heute den Taschenrechner oder das Smartphone. Aber fehlt hierfür das grundlegende Verständnis, sind Differentialrechnung und Integralrechnung kaum beherrschbar. Je früher die Kinder die Welt der Zahlen für sich entdecken, Mathe üben und sich gegebenenfalls Hilfe holen, desto besser. Ein später Einstieg ist mühsam, weil sehr viel Stoff aufgeholt werden muss, während es in der Schule schon weitergeht. Lücken, die in der Corona-Zeit durch Distanz- und Wechselunterricht entstanden sind, sollten also schnell geschlossen werden.
Mathe im Alltag
Hat Ihnen eine Formel aus Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik jemals zu einem großen Lottogewinn verholfen? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch. Wenn nein, verschweigen Sie es Ihren Kindern und zeigen Sie Ihnen, wie Mathematik im Alltag nützlich sein kann. Textaufgaben sind ein guter Anfang. Oder Online-Shopping: Wieviel Taschengeld kann man sparen mit einem 20 % Rabattcoupon, eingelöst bei einer 80 Euro teuren Jeans? Ergebnisse aus dem Taschenrechner sollten im Kopf auf Plausibilität geprüft werden. Dreimal sieben sind ungefähr zwanzig, nicht 0,21 oder 2.100 (wer solche Ergebnisse erhält, hat wahrscheinlich nicht verstanden, wie die Prozent-Taste des Rechners funktioniert). Mathematik sei das Alphabet, mit dem Gott die Welt geschaffen habe, sagte Galilei vor vierhundert Jahren. Heute werden mit Mathematik virtuelle Welten der Computerspiele kreiert – für die junge Generation vielleicht ein Anreiz, sich mit Mathematik zu beschäftigen.
Übung macht den Meister
Mathematik ist ein wenig wie Schwimmen oder Autofahren. Es sieht vielleicht einfach aus, aber vom bloßen Zugucken kann man es nicht lernen. Wenn die Hausaufgaben nicht reichen, um das richtige Verständnis zu erlangen, müssen Extra-Aufgaben her. Nur damit lässt sich ein Rechenweg verinnerlichen und anwenden wie ein Kochrezept, Schritt für Schritt. Mit der Vielzahl der Aufgaben prägt sich die Vorgehensweise so gut ein, dass ein Pfuschzettel für die Klassenarbeit überflüssig wird. Gleichzeitig merken Sie, ob das Übertragen der Methodik auf neue Beispielzahlen funktioniert.
Umgang mit Fehlern
In der korrigierten Klassenarbeit ist immer noch mehr Rot als Blau, die Punktausbeute mager? Selbst wenn in der Schule keine Berichtigung verlangt wird, gehen Sie gemeinsam die Arbeit Aufgabe für Aufgabe durch. Schauen Sie, wo Ihr Kind „falsch abgebogen“ ist. Waren es Flüchtigkeitsfehler? Dann fehlt es vielleicht nur an dem ruhigen, konzentrierten Umfeld ohne Ablenkungen. Oder zeigen die Fehler, dass an dem vorgeschlagenen Rezept für diesen Aufgabentyp etwas noch nicht stimmt? Dann geht es darum, das Rezept zu korrigieren und mit frischem Mut die Aufgaben noch einmal anzugehen.
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