
- Titel: Dermatologie
- Organisation: BROESEL BRZELIUS
- Seitenzahl: 8
Inhalt
- Akne und Rosacea
- Wein Stress physikalische Faktoren Gewürze
- partieller Riesenwuchs mit Weichteil und Knochenhypertrophien
- Akute lichtinduzierte Erkrankungen
Vorschau
Dermatologie
Akne und Rosacea
Fallbeispiel: Eine Patientin mit pustulösen, knotigen Erythemen im Gesichtsbereich, besonders an den Wangen und am Kinn, wird vorgestellt. Die Pusteln sind nicht follikulär, also kann es sich sicher nicht um eine Akne handeln, da Akne immer follikulär ist und Komedonen bildet, die hier auch nicht zu sehen sind. Sie sagt, dass sich das Krankheitsbild innerhalb von fünf Tagen so ausgebildet hat. Außerdem sieht man Einziehungen und Narben an den Wangen, die von einer ausgeheilten Akne herkommen. Es handelt sich um eine Rosacea, eine Krankheit mit unklarer Ätiologie, die z.B. durch Kaffee- oder Teegenuss oder durch eine genetische Prädisposition hervorgerufen werden kann. Bei der Akne weiß man ziemlich gut, wo‘s langgeht, bei der Rosacea tut man sich noch schwer, obwohl beide Erkrankungen sehr ähnlich sind. Akne – Ätiologie: Man braucht Haarfollikel mit Talgdrüsen, deshalb kann man z.B. nie an Hand- oder Fußflächen Akne bekommen. Akne tritt normalerweise in der Pubertät auf. Die Grundeffloreszenz besteht aus den Komedonen (ohne Komedonen keine Akne), wobei es sich um gestauten Talg in Talgdrüsen handelt, der von einem weißen („white heads“) oder oxydierten, schwarzen („black heads“) Pfropf verschlossen ist. In diesem aufgestauten Talg proliferieren massenhaft Bakterien, die gewebeschädigende Stoffe freisetzen, wodurch es zu Entzündungen kommt. In der Pubertät ändert sich die Verhornung der Haut, wodurch es vermehrt zu verstopften Talgdrüsen kommt. Man teilt die Akne in verschiedene Stufen ein; die Akne comedonica, die Akne papulopustulosa, und die schlimmste Form, die Akne conglobata. Immer aber müssen Komedonen vorhanden sein, sonst kann man keine Akne diagnostizieren. Wenn man besonders dicke Papeln haben will, muss man sie nur regelmäßig ausdrücken; dabei reißen nämlich häufig die Haarfollikel, und die Talg- Bakterienmischung wird ins umgebende Gewebe gedrückt, wodurch die Entzündung sich ausdehnt. Beobachtet man Krusten, haben die Patienten die Papulopusteln aufgekratzt, wodurch es zur Narbenbildung kommen kann; und die Narben bleiben dann. Vom Bild der Akne conglobata spricht man dann, wenn die Knoten einschmelzen und eine generalisierte Rötung bilden, in der man einzelne Entzündungsherde gar nicht mehr unterscheiden kann. Therapie: Cortison ist durch die Akne schwer in Verruf gekommen; wenn man den Patienten Cortison gibt, fühlen sie sich zwar nach ein paar Tagen besser, die Akne geht vollständig zurück, die Akne kommt aber auf jeden Fall wieder (schwerer rebound), wenn man das Cortison absetzt. Man kann natürlich auch bis zur Hautatrophie behandeln… Die wichtigste Behandlungsmöglichkeit heutzutage sind Vitamin A-Präparate, die wichtigste Nebenwirkung dieser Viecher ist die Teratogenität, sie führen zu Fehlbildungen von Embryos. Man darf sich hier auf nichts einlassen, man muss die Patientinnen versprechen lassen, dass sie auf jeden Fall Verhütungsmittel einsetzen. Die einzige Ausnahme ist bei Akne conglobata und Rosacea fulminans, wo man zuerst mit Cortison behandelt, bis die Erkrankung einigermaßen zurückgedrängt ist, und dann erst mit Retinoiden vorsichtig anfängt zu behandeln. Behandelt man gleich mit Vitamin A-Präparaten, kann es nämlich zu einer paradoxen Reaktion kommen und die Erkrankung verschlimmert sich erstmal drastisch. Warum es zu diesen schweren paradoxen Reaktionen kommt, weiß man noch nicht genau. Wenn man Akne bei einem Mann auf dem ganzen Rücken beobachtet, sollte man sich auch den Hintern anschauen; wenn die Akne bis in die Analfalte hineinreicht, sollte man eine Chromosomenanalyse machen, es könnte sich um YY handeln.
Akne inversa: Befällt den Inguinalbereich; man spaltet üblicherweise die Pustulopapeln, was aber nichts bringt. Die Patienten entwickeln dann über Jahre und Jahrzehnte hinweig weitere Entzündungen, bis hin zum Narbenkarzinom oder Amyloidose. Das einzige, was langfristig hilft, ist eine großflächige, großzügige Exzision des betroffenen Hautareals, das heilt lustigerweise auch meistens fast narbenfrei ab. Diese Erkrankung ist fast wie ein Bronchialkarzinom mit Rauchen assoziiert. Akne medicamentosa: eigt meist ein sehr monomorphes Krankheitsbild; kann etwa nach dem Absetzen von Steroiden (auch bei Bodybuildern…) oder bei systemischer Gabe von Tetracyclin auftreten. Akne neonatorum: Um die 3.-6. Woche tritt wegen der Hormonumstellung nicht selten eine Akne comedonica oder papulopustulosa auf; therapieren muss man nicht. Akne kann auch selten bei Kindern in den ersten Lebensjahren auftreten. usammenfassung: Akne-Formen: – Akne comedonica – Akne papulopustulosa – Akne conglobata – Akne fulminans – Akne inversa – Akne mechanica – Akne venata (Kosmetika) – Late onset Akne-Therapie: – abhängig von Form und Schwere – Kombination wirkungsvoller extern: – Benzoylperoxid – Antibiotika – ink – Azelainsäure – Adapalen (topisches Retinoid) intern: – Tetracycline (Minocyclin); wirken deshalb so gut, weil sie NF-kappa-B-Rezeptor an den Makrophagen inhibieren und damit Entzündungen vermindern. – Hormone (Östrogene: Sebostase) – Retinoide – Akne fulminans: Steroide, später Retinoide – Akne inversa: Operation Rosacea: Keine Komedonen, keine follikuläre uordnung; die Patienten klagen meist darüber, dass sie immer rote Wangen kriegen, wenn sie z.B. Tee oder Kaffee trinken, vom Warmen ins Kalte kommen oder wasauchimmer. Es handelt sich häufig um Störungen der Vasokonstriktion bzw. Vasodilatation, wodurch es auch später oft zur Bildung von Teleangiektasien kommt. Formen: – teleangiektatische Rosazea („flushing“) – papulopustulöse Rosazea – Rhinophymtyp – Augenbeteiligung Pathogenese unklar, Provokation durch: – Kaffee
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Wein Stress physikalische Faktoren Gewürze
Therapie: – abhängig von Form und Schwere – vermeiden von Provokationsfaktoren extern: – Metronidazol – Erythromycin intern: – Tetracycline – Erythromycin – Retinoide – Rhinophym: operativ (die Nase kann man wieder abschleifen, braucht viel Erfahrung, sonst gibts Narben)
Angiome
Eruptives Hämangiom: – … Naevus araneus (Spider-Nävus): – arterielle Gefäßneubildung (kein Nävus) – rotes Knötchen mit spinnenbeinartiger Gefäßstruktur – bei Schwangerschaft, Leberzirrhose, Crest-Syndrom u.a. Angioma serpiginosum: – Jugend, meist Frauen, Extremität – bis 1mm rote Makulae – Progredienz Haemangioma cavernosum: – meist bei Geburt / ersten Lebenstagen – rasches Wachstum möglich – meist Kopf, wenige mm bis 20cm groß – kutan, kutan-subkutan, subkutan – bei 70% der Patienten spontane Rückbildungstendenz zwischen 5. – 7. Lebensjahr – Wenn es allerdings am Auge auftritt, kann es Sehstörungen bis zur Erblindung geben, da das Auge nicht geübt wird. – Wenn es funktionell / ästhetisch störend ist → frühzeitig Kryotherapie – gepulste Farbstofflaser – chirurgische Therapie – Glukokortikosteroide – Kompressionstherapie (Hämato-) Lymphangioma circumscriptum cysticum: – meist seit Geburt, beliebige Stelle – langsam progredient – herpetiform angeordnete Bläschen, teils hämorrhagisch, kann man vielleicht mit Herpes zoster verwechseln – kann auch an Schleimhaut wie etwa am harten Gaumen auftreten – wenn es älter ist, kann es auch verhornen und schuppen, wirkt dann etwas knotig Lymphangioma cavernosum subcutaneum: – umschriebene Hautvorwölbung, die ausdrückbar ist – im Prinzip dasselbe wie das Lymphagnioma circumscriptum cysticum, nur subkutan – nützlich, wenn man ein Stetoskop draufhält; hört man etwas, kommt es von arteriellen Gefäßen mit Shunts