Sozialpsychologie

  • Titel: Sozialpsychologie
  • Autor: mstrack
  • Organisation: GWDG
  • Seitenzahl: 49

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Inhalt

  • GEORGELIASMÜLLERINSTITUT FÜR PSYCHOLOGIE Universität Göttingen
  • Abb Forschungslogischer Ablauf
  • Tab Alternativhypothese mit zugehöriger Nullhypothese
  • H Alternativhypothese s Tab
  • zugehörige H Nullhypothese
  • Tab Sprachliche Konvention zum Hypothesenentscheid
  • Ursache Variable Prädiktor Variable
  • Wirkung Y Variable Kriteriums Variable
  • Tab Schritte der Versuchplanung
  • A Natürliche und wissenschaftliche Gelegenheitsbeobachtung
  • Sicherstellung der ökologischen Validität der Untersuchung
  • Abb Grobskizze von Ab
  • geringe hohe ökologische Validität ökologische Validität
  • Abb Die wichtigsten beiden Untersuchungstypen
  • Mögliche tatsächliche Verursachung Industrialisierung Geburtenrate Störcheaufkommen
  • Prüfhypothese Industrialisierung überdurchschnittlich Industrialisierung unterdurchschnittlich
  • Haupteffekte für UV und UV kein Interaktionseffekt hypothesenkonträr
  • leichte schwierige Aufgabe UV niedrig hoch Erregung UV
  • Abb Einige sozial und wirtschaftspsychologisch interessante Interaktionseffekte
  • hohe Komplexität geringe Komplexität
  • hohes geringes Wachstumsbed
  • Motivation zur Compliance
  • I I T TEG TKG TEG TKG
  • Abb a Ergebnis einer einfachen Evaluationsstudie
  • T Intervention T
  • Abb c Ergebnis eines Messwiederholungsdesigns
  • Abb b Ergebnis eines Kontrollgruppendesigns
  • Abb d Ergebnis eines PräPostKGDesigns
  • mit Treatment EG EG
  • Zusammenfassung von Fehlerquellen die die interne Validität der
  • Untersuchung reduzieren und Möglichkeiten ihrer Eingrenzung
  • u Reifungsprozesse Testeinfluß Interaktion zwischen Messung und Treatment
  • Abb Intervallskalen dürfen nicht wie Verhältnisskalen interpretiert werden
  • AC Score Abiturnote IQ Attraktivität Einkommen Lügentest
  • Güte der AV Messung Validität der Messung
  • inhaltliche Übereinstimmung von Zumessendem mit Gemessenem
  • Reliabilität Zuverlässigkeit der Messung
  • wenig Messfehler oder Messfehlerausgleichsmittelung
  • Objektivität der Messung
  • kein Interpretationsspielraum der VL bei der Messung
  • Reliabilität d UVRealisation
  • Zuverlässigkeit der Realisation Kontrolle unsystematischer Störfaktoren
  • Objektivität d Realisation
  • bei anderer Versuchsleitung gleiche Bedingungen
  • externe Validität der Untersuchung
  • Ergebnis ist generalisierbar
  • Repräsentativität der Probanden
  • Generalisierbarkeit auf folgende Population
  • Ergebnis hätte nicht einfacherklarer erbracht werden können
  • hängt ab von
  • Abb Zusammenfassende Ordnung der Gütekriterien der Untersuchung
  • Mittelwert Streuung Abb Die Normalverteilung aller Fälle
  • Häufigkeit rechtsschief linksschief
  • Abb Streudiagramme zur Illustration einiger Korrelationskoeffizienten
  • Korrelation Regression multiple Regression Konfirmatorische Faktorenanalyse Explorative Faktorenanalyse
  • Kanonische Korrelation MTMMModelle
  • Abb a Korrelationsstatistische Verfahren und ihre Beziehungen zueinander
  • Abb b Systematik Korrelationsverfahren
  • Reduktion auf Latente Variablen
  • Regression multiple Regression Y
  • Gleichzeitige Optimierung mehrere Verfahren
  • Y Y Y Y Y Y Y
  • Tab Merksatz Signifikanz zum Sprachstil vgl Tab
  • Zusammenhang Korrelation r einseitig zweiseitig

Vorschau

GEORG-ELIAS-MÜLLER-INSTITUT FÜR PSYCHOLOGIE, Universität Göttingen

EEM

Einführung in die Experimental- & Evaluationsmethodik der Wirtschafts- & Sozialpsychologie Skript zur einstündigen Vorlesung im SS 10

Micha Strack (mstrack@uni-goettingen.de)

Gliederung 1. Einführendes 1.1 Empirische Forschung – Warum? 1.2 Empirische Forschung – wie? 2. Konstrukt & Theorie 3. Methodische Grundlagen 3.1 Hypothesen und Design 3.1.1 Hypothesen H1 und H0 3.1.2 Variablen isolieren – Prädiktor & Kriteriums-Variablen 3.1.3 Spektrum der Untersuchungsarten Wichtigstes Gütekriterium der Untersuchung: Interne Validität Dilemma: interne Validität und gleichzeitig ökologische Validität 3.1.4 Designs (Operationalisierung der Prädiktor-Variablen): UV & Experiment 3.1.5 Interne Validität und konfundierende Variablen: Bringen Störche die Kinder? Kontrollvariablen, mehrfaktorielle Designs 3.1.6 Haupteffekte und Interaktionseffekte in mehrfaktoriellen Designs Moderation vs. Mediation 17 3.1.7 Designs für Veränderungshypothesen, Evaluation, Solomon-Vier-Gruppen-Design 3.2 Operationalisierung der (abhängigen) Variablen 3.2.1 Skalenniveaus der Messung 3.2.2 Gütekriterien der Messung 3.2.3 usammenfassung der Gütekriterien der Untersuchung 3.3 Durchführung und Stichprobe Repräsentativität als Bestandteil der externen Validität 4 Ergebnisse 4.1 Überblick Auswertungsmethoden 4.2 Hypothesenentscheid durch Signifikanztest 5. Diskussion: Was ist eine gute Theorie? Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 2 3 4 5 5 7 8 11 13 17 20 27 27 29 34 35 37 37 42 46 48 48 49

Vorbemerkungen: Die Lernziele der Vorlesung sind auf einen geringen Vorwissensstand von sich im zweiten Semester befindenden Bachelor-Studierenden abgestimmt, das Skript soll jedoch auch in späteren Semestern und bei der Planung einer empirischen Qualifikationsarbeit in der Wirtschafts- und Sozialpsychologie zum Nachschlagen dienen können. Vielleicht leistet die Vermittlung von Grundkenntnissen hier nicht mehr als das Vorstellen methodischer Fachbegriffe („Fach-Chinesisch“, Fachbegriffe werden durch Kursivschrift gekennzeichnet). Da Verstehen leichter ist als Produzieren und die Vorlesung auf eine SWS beschränkt ist, müssen sich Vorlesung und Skript auf das „passive Wortverständnis“ konzentrieren. Die Vermittlung von Fertigkeiten in statistischer Auswertungsmethodik kann nicht geleistet werden (auch Kap. 4 nennt nur Namen). Erreicht werden sollen: Kompetenzen im kritischen Lesen empirischer Untersuchungen aus der Wirtschafts- und Sozialpsychologie, die Entwicklung der Fähigkeit aus Theorien empirische Hypothesen abzuleiten, die in Hypothesen genannten Variablen zu identifizieren, sich alternative Operationalisierungen für diese Variablen zu überlegen und solche sowie ganze Untersuchungen auf ihre Güte hin zu bewerten. Fragen und Verbesserungsvorschläge bitte an: mstrack@uni-goettingen.de

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1. Einführendes 1.1 Empirische Forschung – warum? Die Psychologie ist eine empirisch arbeitende Wissenschaft. Da wohl jeder Mensch an sich selbst und an anderen sehr interessiert ist, betätigt sich wohl jede/r im Alltag als Laienpsychologe/in; fast jede/r findet Erklärungen für eigenes Verhalten oder das von anderen. Hört sich eine Person um, kann sie aber auch andere, teils widersprechende, teils zumindest unterschiedlich komplizierte Erklärungen hören. Welche ist richtig, welche sind falsch? Forschung versucht, falsche von eventuell richtigen Erklärungen zu unterscheiden. Empirische Forschung tut dies, indem sie die Erklärungen / Aussagen mit der Empirie konfrontiert, in der Empirie prüft (das klingt wie ´in der Natur´ prüft – oft tut sie es ´im Labor´. Warum dies so ist, soll u.a. in dieser Vorlesung klar werden). Oder sollte man besser sagen: an der Empirie prüft? Falsche Erklärungen / Aussagen halten dieser Prüfung nämlich nicht stand und können dann verworfen werden. Toll, ein paar falsche weniger. Empirische Wissenschaften (z.B. Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften…) versuchen also hauptsächlich, Aussagen als falsch zu kennzeichnen (die nicht-falschen bleiben als bisher bewährtes (aber weiterhin immer vorläufiges) Wissen übrig). Wissenschaftliche Aussagen lassen sich von unwissenschaftlichen in der Praxis gar nicht so leicht unterscheiden. Das Ausmaß der ´Wissenschaftlichkeit´ einer Aussage bemisst sich daran, ob sie mit den aktuell anerkannten Methoden der Fachdisziplin (=lege artis) systematisch geprüft worden ist. Während sich die Wissenschaftlichkeit also über die Methode definiert, definieren sich die Fächer einfach über ihren Gegenstand (also Inhalt). Die Definition der Psychologie gelingt am günstigen über ihre Aufgabe: Ψ: Aufgabe der Psychologie ist das Beschreiben, Erklären und Vorhersagen (sowie das Bewerten von

Veränderungstreatments)

des Erlebens & Verhaltens von Individuen. Für das methodische Vorgehen in Wissenschaften ist die Einhaltung der Reihenfolge von Beschreibung, Erklärung und Vorhersage wichtig: Beschreiben kann schon Beobachtung erfordern, um Antwort auf die Frage zu gewinnen „was ist das eigentlich für ein Phänomen?“ und nutz in der wissenschaftlichen Psychologie nur wirklich, wenn es auch gelingt, die Phänomene auch zu messen. Das Messen der Ausprägung von Variablen wird hier ein großes Thema (s. Kap. 3.2). Erklärungen haben die Form von Theorien. Theorien behaupten eine (Kausal-) Beziehung zwischen Konstrukten (und antworten auf diese Weise auf Warum-Fragen). Gute Theorien sind das iel der wissenschaftlichen Bemühung! Aus Theorien werden Vorhersagen abgeleitet: einerseits (und das ist ihre wichtigste Funktion) um Maßnahmen zur Veränderung von uständen zu entwickeln (sogn. Treatments, Interventionen), andererseits (und dies vorher und ´back office´), um die Theorie über ihre Vorhersagen prüfen zu können. Die Forschungsmethodik ist somit das Mittel, um zu dem iel geprüfter, guter Theorien zu gelangen. Theorien sind schlecht, wenn sie falsch sind (s. Kap. 5). Um eine Theorie zu prüfen, wird also eine Vorhersage abgeleitet und diese sehr präzise als Hypothese formuliert (Übung in Kap. 3.1). Die Hypothese wird in einer Untersuchung geprüft. Trifft die Vorhersage ein (= hypothesenkonformes Ergebnis), hat sich die Theorie bewährt. Wenn sich die aus einer Theorie abgeleiteten Vorhersagen im empirischen Test nicht bewähren (diskonforme Ergebnisse), wird entweder die Güte der Untersuchung kritisiert (und in Folgeuntersuchungen verbessert) oder die Theorie wird weiterentwickelt (oder sogar zugunsten einer besseren verworfen). Wissenschaftlicher Fortschritt bedeutet seit Popper, falsche Theorien als falsch zu entlarven.

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1.2. Empirische Forschung – wie? Der forschungslogische Ablauf, die (ideal-)typische Sequenz von Arbeitsschritten in der Forschung, läßt sich in drei Hauptphasen unterteilen (Friedrichs 1973): in den Entdeckungszusammenhang, den Begründungszusammenhang und den Verwertungszusammenhang einer Aussage. Entdeckungszusammenhang Soziales Problem Theorie Auftrag individuelle Idee, Intuition

Problem-Exploration Bildung von Erwartungen Theorie, Literaturauswertung wissenschaftliche Hypothesen Methodenwahl Prüfhypothesen Voruntersuchungen Stichprobe Datenerhebung Auswertung Hypothesenentscheid Hypothesenentscheidungsplanung Begriffsdefinitionen Bestimmung relevanter Variablen Operationalisierungen

Begründungszusammenhang Verwertungszusammenhang

Interpretation (Analyse, Erklärung, Diskussion der Hypothesen und des Theoriebezugs) Darstellung Publikationen Soziale Planungen, Realisierung von Maßnahmen, weiterführende Forschung durch Überleitung zur Phase des Entdeckungszusammenhangs

Abb.1_1: Forschungslogischer Ablauf

Der Entdeckungszusammenhang einer Aussage (/einer Theorie), also ob sie wegen eines wichtigen Problems, wegen einer zufälligen Idee oder Intuition, wegen einem Auftrag von anderen zum Gegenstand der Forschung wird (Abb. 1_1 oben), soll bei der Beurteilung einer Aussage (oder Theorie) eigentlich keine Rolle spielen – hier wird die naturwissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie deutlich – aber auch die Vorsicht, eine Aussage nicht vorschnell nur deshalb als wahr anzusehen, weil sie von einer wichtigen Autorität formuliert wurde oder weil sie bei aktueller Problemlage gerade sehr nützlich erscheint. Die Güte einer theoretischen Aussage soll vielmehr über ihren Begründungszusammenhang bestimmt werden (Abb. 1_1 Mitte): wurde sie mit wissenschaftlichen Methoden überprüft oder nicht? Das Ausmaß der Wissenschaftlichkeit einer Aussage bemisst sich also danach, wie sehr sie systematisch und nach dem im Fach jeweils anerkannten Kanon der Methodik geprüft wurde (s.a. Kap. 1.1).