Semantik und Pragmatik

  • Titel: Semantik und Pragmatik
  • Autor: Thomas Ede Zimmermann
  • Organisation: UNI FRANKFURT
  • Seitenzahl: 103

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Inhalt

  • Von griech metaphora Übertragung
  • Abb Wie viele Tiere sind hier zu sehen
  • Abb Wie viele Schlösser sind hier zu sehen
  • Schreiben die bleiben
  • zug nehmen zu können
  • alte Männer und Frauen
  • Kategorie NP NP Konj NP Adj NP
  • Frege hometonlinedehomewstelzner dem Begründer der mathematischen Logik
  • Extension besitzt Wir kommen darauf in Kapitel zurück
  • Ausdruckstyp Kategorie Eigenname Kennzeichnung
  • Extension des Beispiels Fritz Hamm Nizza
  • Gemeinname intransitives Verb transitives Verb ditransitives Verb
  • Dieser Abschnitt ist nicht klausurrelevant
  • A und B W F F F
  • Satzextension F F F W W
  • dass dass W
  • Barschel wurde ermordet
  • Wahrheitswert W W F
  • Extension von Fahrzeug
  • Extension von Katze
  • Von der wörtlichen Bedeutung zum Gebrauch
  • Kann nicht sein
  • GS GR GP GH KH
  • KL KR GL Kann nicht sein Kann sein
  • Kann nicht sein KS KP Kann sein
  • GS GR GP GH KH
  • GS GR GP GH KH KR
  • aber diese Verwendung interessiert uns hier nicht
  • FALSCH WAHR KANN SEIN
  • KANN NICHT SEIN
  • Informationsstand des Hörers
  • KANN NICHT SEIN KANN SEIN WAHR
  • Informationsstand des Sprechers
  • KANN SEIN KANN NICHT SEIN
  • FALSCH KANN SEIN NACHHER Aussage
  • ebenso wie das kontextuelle Wissen des Hörers
  • NACHHER Informationsstand des Sprechers Aussage Informationsstand des Hörers
  • wwwartsciwustleduphilosMindDictgricehtml Grices sprachphilosophische Schriften sind in dem
  • schen Übersetzung presupposition des Fregeschen TerminusVoraussetzung
  • Das Steak war wie immer zart und saftig
  • KANN SEIN FALSCH KANN NICHT SEIN WAHR
  • KANN NICHT SEIN VORHER
  • Sprechen als Handeln
  • Anhang Weiterführende Lektüre
  • Stechow Arnim Wunderlich Dieter Hgg Semantik Berlin

Vorschau

Semantik und Pragmatik (als Teil der Einführung in die Sprachwissenschaft)

Thomas Ede immermann, Uni Frankfurt, WS 2000/2001 1. Wörtliche Bedeutung Verborgener Sinn Ironie und Implikatur Schwierige Sätze Der Ton macht die Musik Sprachliche Bilder Lexikalische Semantik Was ist eigentlich ein Wort? Ambiguität Sinnrelationen Strukturelle Ambiguität Extensionen Psychologismus Einfache Extensionen Extensionen und Sinnrelationen*) Wahrheitswerte Junktoren Extensionale Kompositionalität Quantoren*) Intensionen Intensionale Kontexte Propositionen Von Propositionen zu Intensionen Intensionen und Sinnrelationen*) Von der Intension zur Extension – und zurück Von der (wörtlichen) Bedeutung zum Gebrauch Informationsfluss in Idealform Einstellungberichte*) Erfolgsbedingungen Reflexion Implikaturen Präsuppositionen*) Kommunikation als Kooperation Maximen Effekte Rückzüge*) Erklärung und Beschreibung Sprechen als Handeln Sprechakte Erfolgreiche Versprechungen Indirekte Sprechakte*) Ergänzende Lektüre 1 1 3 4 6 7 9 9 11 14 17 24 24 25 28 30 32 35 36 39 39 41 44 48 50 52 52 56 57 63 66 67 71 77 81 88 90 91 92 95 99 102

2.

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7.

8.

Anhang

*) nicht klausurrelevant

1.

Wörtliche Bedeutung

Den Untersuchungsgegenstand der Semantik bilden die sprachlichen Inhalte oder, wie wir sagen werden: Sinn und Bedeutung sprachlicher Ausdrücke, wobei wir diese beiden Termini vollkommen austauschbar – also im selben Sinn, mit derselben Bedeutung – verwenden werden. unächst gilt es jedoch, diesen Untersuchungsgegenstand etwas näher einzugrenzen. Denn nicht alles, was man inhaltlich mit einem Wort, einem Satz, einer Bemerkung oder einem Text assoziiert, gehört in die Semantik. Von semantischem Interesse ist nur das, was diese Ausdrücke allein aufgrund sprachlicher Konventionen bedeuten – ihr wörtlicher Sinn (oder ihre wörtliche Bedeutung). Verborgener Sinn Wenn es um die Erkundung sprachlicher Bedeutung gehen soll, mag man zunächst an so etwas wie Gedichtinterpretation denken: Schwerer Päonienduft Von fern Le Ta Gatte und Kind Verlassen Wenn der Schwan ruft Tusche von Meisterhand Im Schnee Mädchen Deiner Geburt Erinnern Schriftzeichen im Sand (Der Fettdruck soll dabei – wie immer in diesem Skript – andeuten, dass es sich um ein sprachliches Beispiel handelt.) Die naheliegende Frage angesichts dieser eilen ist in der Tat: Was soll das bedeuten? Und die Art von Antwort, könnte in etwa so aussehen:

In der redundanzfeindlichen Dichte des mittelchinesischen Doppelstrophen-Ritonells (I Shing Min) mit dem klassischen Reimschema A A gewinnt jenes archetypische Mythotop katexochen seine Lyrizität par excellence.

Interpretation in diesem Sinne besteht im utagefördern eines verborgenen Sinns. Ob das bei der obigen Interpretation gelingt, ist freilich fraglich. Der Kommentar ist ja mindestens so schwer zu verstehen wie das Gedicht selbst – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Aber die beiden Texte sind ohnehin nicht ernst gemeint: es handelt sich um Parodien – auf was, wird hier nicht verraten1. Interpretation in diesem Sinne wird uns im folgenden nicht weiter interessieren. Denn während der Kritiker oder Literaturwissenschaftler hinter dem verborgenen Sinn eines Textes her ist, interessiert sich die Semantikerin für seinen vordergründigen Sinn, also für das, was er wortwörtlich besagt. Bei dem zitierten Gedicht ist dieser wörtliche

1

Die Texte stammen aus dem viel zu wenig bekannten Band Leda & Variationen (Trier 1978) von Klaus Döhmer.

1

Sinn nicht ganz einfach auszumachen – wer oder was ist z.B. Le Ta? Aber zumindest einzelne Teile des Textes sind halbwegs verständlich. Deiner Geburt erinnern Schriftzeichen im Sand ist offenbar eine altertümelnde Variante von Schriftzeichen im Sand erinnern an deine Geburt. Den wörtlichen Sinn dieses Satzes kann jeder erfassen, sofern er nur des Deutschen mächtig ist. Der Satz berichtet von irgendwelchen Schriftzeichen, die sich im Sand befinden und die Geburt der angesprochenen Person ins Gedächtnis rufen. Das und nicht mehr besagt der Satz wortwörtlich. Dabei lässt er vieles offen. Sind die Schriftzeichen in den Sand geritzt – oder handelt es sich vielleicht um Schatten? Bilden sie gemeinsam ein Wort oder einen Satz, der auf die besagte Geburt hinweist – oder waren vielleicht dieselben Schriftzeichen auch bei dieser Geburt zu sehen – oder handelt es sich um Hieroglyphen, die eine geburtsähnliche Szene darstellen, also um Bilder, die zugleich Schriftzeichen sind? All dies sind Möglichkeiten, die der Satz, sein wörtlicher Sinn, offenlässt. Vielleicht erscheint die eine oder andere dieser Möglichkeiten etwas weit hergeholt. Doch wer den Satz versteht, muß zugeben, dass er keine von ihnen wirklich ausschließt. Offen bleibt übrigens auch, an wen sich der Satz richtet, wer also die angesprochene Person ist, an deren Geburt die besagten Schriftzeichen gemahnen. Der vordergründige, wörtliche Sinn des obigen Satzes – eben dass Schriftzeichen an die Geburt der angesprochenen Person erinnern – scheint angesichts der Komplexität seines verborgenen Sinns – was immer dieser auch sein mag – zu erblassen. Und vor allem die Frage, worin dieser verborgene Tief-Sinn besteht, scheint um einiges interessanter zu sein als die nach dem wörtlichen Sinn des Satzes. Letzteren erfaßt ja mühelos jeder, der genug Deutsch kann, während der verborgene Sinn sich manchen vielleicht niemals erschließt. Verglichen mit dem verborgenen Sinn eines Textes mutet das Erfassen seines wörtlichen Sinns eher trivial an. Lohnt sich denn die Beschäftigung mit dem wörtlichen Sinn überhaupt, wenn ihn jedermann ohnehin mühelos erfasst? Ist der wörtliche Sinn sprachlicher Ausdrücke nicht eher zu trivial, um von wissenschaftlichem oder auch nur alltäglichem Interesse zu sein? Wer so fragt, verwechselt das Phänomen wörtlicher Sinn mit seiner Erklärung. Eine Analogie zur Wahrnehmung macht dies klar: Die meisten von uns können mühelos die Richtung ausmachen, aus der sie ein Geräusch vernehmen. Doch wie sie dies machen, ist ihnen nur den wenigsten klar.2 ur genauen Erklärung der Stereoakustik – so heißt das genannte Phänomen – muss man mehrere wissenschaftliche Disziplinen und Theorien heranziehen: Akustik, Physiologie und (Wahrnehmungs-) Psychologie. Und wie so oft in der Wissenschaft stellt sich dabei heraus, dass längst nicht alle Fragen auf diesem Gebiet restlos geklärt sind. Mit dem Erfassen des wörtlichen Sinns sprachlicher Ausdrücke verhält es sich ähnlich wie mit der Wahrnehmung: die meisten von uns tun es mühelos, aber nur wenige können erklären, wie das passiert. Und für eine


Wer’s nicht weiß, aber wissen möchte, kann sich im Internet unter www.uni-mannheim.de/fakul/psycho/irtel/lehre/seminararbeiten/w96/Hoeren1/Hoeren1.html informieren.