
- Titel: Biologie der Honigbiene
- Autor: Rosenkranz
- Organisation: UNI HOHENHEIM
- Seitenzahl: 16
Inhalt
- UNIVERSITÄT HOHENHEIM
- LANDESANSTALT FÜR BIENENKUNDE Dr Peter Rosenkranz
- Telefon Fax Email Internet
- Bau Funktion und Biologie der Honigbienen
- Geschlechtsorgane de r Drohen
- Kommunikation und Sozialzusammenhalt im Bienenvolk
- Populationsdynamik Bienen Brut im Jahresverlauf
- Anzahl Bienen Brutzellen
Vorschau
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UNIVERSITÄT HOHENHEIM
LANDESANSTALT FÜR BIENENKUNDE Dr. Peter Rosenkranz
SS 2006
Telefon (0711) 459 Fax (0711) 459 – Email: Internet
2659 2233 bienero@uni-hohenheim.de uni-hohenheim.de/bienenkunde
Bau Funktion und Biologie der Honigbienen
1. Stellung der Honigbienen im Tierreich Die Honigbienen gehören zur Klasse der Insekten. Man kennt, vor allem in den Tropen, mehrere Millionen Insektenarten. Innerhalb der Insekten stellt man die Honigbienen zu den Hautflüglern (Hymenoptera). usammen mit einer Vielzahl von Wildbienen (allein in Deutschland über 500 Arten; hierzu gehören z.B. auch die Hummeln) bilden sie die Bienenartigen ( Apoidea). u den eigentlichen Honigbienen (Gattung Apis) gehören nach derzeitigem Stand 9 Arten, von denen acht in Asien leben (z.B. die Riesenhonigbiene Apis dorsata, die werghonigbiene Apis florea oder die östliche Honigbiene Apis cerana). Bei “unserer” Honigbiene Apis mellifera, die inzwischen durch die Imkerei weltweit verbreitet ist, kennen wir wiederum verschiedene Rassen (z.B.Kärntner-Biene oder carnica, Italiener-Biene oder ligustica, Dunkle Biene oder mellifera bzw. nigra) und innerhalb der Rassen verschiedene uchtlinien (z.B. Peschetz, Troiseck usw.). In Deutschland wird seit Mitte des Jahrhunderts überwiegend die Carnica-Biene (Apis mellifera carnica) imkerlich gehalten. 2. Bau und Funktion 2.1. Allgemeines
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Die Honigbiene weist wie alle Insekten einige typische Baueigentümlichkeiten auf: – Sie besitzt ein Außenskelett aus Chitin. – Der Körper ist dreigeteilt in Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). – Sie haben gegliederte Mundwerkzeuge und Beine. – Die Nervenstränge verlaufen an der Unterseite (Bauchmark), der Herzschlauch liegt am Rücken. – Honigbienen haben ein offenes Blutkreislaufsystem (ohne Blutadern). Das Bienenblut (Hämolymphe) wird also vom Herzschlauch nach oben vorne gepumpt und fließt dann unten wieder in den Hinterleib zurück. 2.2. Königinnen, Drohnen, Arbeiterinnen Sie bilden zusammen den Bienenstaat und weisen im Körperbau und natürlich auch in ihrer Funktion einige Besonderheiten auf. Die Königin (Vollweibchen) und die Arbeiterinnen stammen aus befruchteten Eiern und sind weibliche Tiere, der männliche Drohn entsteht aus einem unbefruchteten Ei (siehe auch “Geschlechtsbestimmung”). Die weiblichen Königin und Arbeiterin bezeichnet man als Kasten: Sie sind genetisch, also von ihren Erbanlagen her gleich, die Arbeiterinnen sind aber nicht zu einem Vollweibchen entwickelt, sondern eben zu spezialisierten Arbeiterinnen. Im Folgenden wird jeweils auf die Unterschiede im Körperbau zwischen Königin, Arbeiterin und Drohn hingewiesen. 2.2. Kopf Er ist bei der Königin rundlicher als bei der Arbeiterin. Drohnen unterscheiden sich klar durch ihre riesigen Augen von den weiblichen Bienen. Am Kopf fallen zunächst einmal die Mundwerkzeuge auf. Es sind dies vor allem die aus mehreren Gliedern bestehenden Kiefern (Mandibeln) und der Rüssel, der ebenfalls aus mehreren Teilen zusammengesetzt ist. Der Rüssel dient vor allem zur Aufnahme von Nektar. Wird er nicht gebraucht, so ist er nach hinten geklappt. Teile des Rüssels (z.B. die unge mit der löffelförmigen Erweiterung am Ende) enthalten Geschmackssinnesorgane, um unter anderem die Qualität und uckerkonzentration von Nektar zu beurteilen. Außerdem münden in den Rüssel auch Drüsenausführgänge (z.B. für Larvenfuttersaft). Die Mandibeln dienen zum Öffnen der elldeckel, zum Füttern der Larven, zum Kneten von Pollen und Wachs, zur Verteidigung, zum Putzen des Stockes usw.. Die Mandibeln sind bei Drohnen, Arbeiterinnen und Königin unterschiedlich gebaut. Das Kneten von Pollen und Wachs ist mit den Arbeiterinnenmandibeln am besten möglich. Die Fühler (Königin + Arbeiterin 10 Glieder, Drohnen 11 Glieder) dienen der Geruchs-, Tast- und Strömungswahrnehmung. Die beiden zusammengesetzten Komplexaugen bestehen aus 5.000 (Arbeiterin) bis 10.000 (Drohnen) Einzelaugen, die beim Sehen ein Mosaikbild erzeugen. Drohnen haben die leistungsfähigsten Augen, was für ihre Aufgabe beim Auffinden des Drohnen-Sammelplatzes und das Erkennen der fliegenden Königin von Vorteil ist. Der Komplexaugen-Typ liefert zwar ein unschärferes Bild als unser menschliches Linsenauge, doch ist er hervorragend zum Bewegungssehen geeignet (versuchen Sie einmal eine Fliege zu fangen!); außerdem können Honigbienen auch im ultravioletten Bereich sehen, was für das Auffinden bestimmter Blüten sehr wichtig ist. Dafür sehen sie im langwelligen Rot-Bereich erheblich weniger.
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usätzlich gibt es bei allen Honigbienen noch 3 einfache Stirnaugen (Ocellen), mit denen sie hell/dunkel wahrnehmen können. Im Kopf liegt das Gehirn (Oberschlundganglion), das vor allem bei der Arbeitsbiene entsprechend ihren vielfältigen Leistungen gut entwickelt ist. Hier werden die verschiedensten Informationen verarbeitet und die komplexen Verhaltensweisen der Bienen gesteuert. Außerdem ist hier der Sitz des erstaunlichen Gedächtnisses. usätzlich liegen im Kopf zwei wichtige Drüsen: Die Oberkieferdrüse (Mandibeldrüse) und die Schlunddrüse (Futtersaftdrüse oder Hypopharynxdrüse). Erstere ist vor allem bei der Königin stark entwickelt. Hier werden die verschiedenen Komponenten der Königinnensubstanz (Königinnenpheromon, s.u.) gebildet. Die Futtersaftdrüsen sind wiederum vor allem bei den Ammenbienen stark entwickelt und liefern den Futtersaft für die Larvenaufzucht und zusätzlich Enzyme für die Nektarverarbeitung. 2.2. Brust (Thorax) Der Thorax besteht aus 3 Segmenten. Am zweiten und dritten Segment sitzt jeweils ein Flügelpaar, wobei der Vorderflügel erheblich größer ist. Vorder- und Hinterflügel können durch feine Häkchen miteinander verbunden werden und bilden so im Fluge eine funktionelle Einheit. An jedem Thoraxsegment sitzen Beinpaare, die Bewegungs-, Putz- und Transportfunktion haben. Alle Beine enthalten Reinigungsbürsten zum Säubern des Bienenkörpers (z.B. Pollen im Haarkleid). Die Vorderbeine haben eine spezielle Putzscharte, durch die in regelmäßigen Abständen die Antennen zum Putzen hindurchgezogen werden, um die Sinneszellen sauber zu halten.